Erste-Hilfe-

Massnahmen

                        Crotalus molossus

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Die Ansichten über die richtigen medizinischen Maßnahmen zur Behandlung von Giftschlangenbissen gehen in Fachkreisen sehr auseinander. Es gibt nicht einmal eine einheitliche Meinung zu den ersten Selbsthilfemaßnahmen, die für den Terrarianer wie auch den Feldherpetologen von großer Bedeutung sein können. Es wäre wünschenswert, wenn sich an dieser Stelle wirklich kundige Mediziner, Toxikologen, Biologen und auch Herpetologen melden würden, um nach dem neuesten Kenntnisstand der Medizin und Toxikologie empfehlenswerte Maßnahmen zu Ersten Hilfe nach Giftschlangenbiss zusammenzustellen.


Hinweise zur Ersten Hilfe bei Giftschlangenbissen

Der Terrarianer muß genauestens über die spezifischen Giftwirkungen der von ihm gepflegten Schlangenart(en) Bescheid wissen. Danach richten sich Erste-Hilfe-Maßnahmen und das weitere Vorgehen des behandelnden Arztes. Wichtige Hinweise zur Ersten Hilfe, Diagnostik und Therapie bei Giftschlangenbissen können dem "Notfall-Handbuch Gifttiere" (Junghanss u.a. 1996) entnommen werden.

Allgemeine Probleme - Angst, Kollaps, Bewusstlosigkeit

- Beruhigung des Patienten

- Patienten in stabile Seitenlage bringen

- erforderlichenfalls Kopftieflage veranlassen (Schocklagerung)

Verzögerung von Absorption und Transport des Giftes im Körper

Bei Schlangen, deren Gift lokal wirksame Komponenten enthält, wie bei den meisten Vipernarten (Viperinae, Crotalinae) sowie bestimmten Giftnattern:

- Ruhigstellung der vom Biß betroffenen Extremität mit Schiene (Holzstab oder dergleichen)

- Druckstellen beim Anlegen der Schienung durch Polsterung vermeiden

Bei Schlangen, deren Gift vorwiegend neurologisch und hämostatisch wirksame Komponenten enthält, wie bei Schildnasenkobras (Aspidelaps), Kraits (Bungarus), zahlreichen Kobraarten (Hemachatus, Naja), Korallenschlangen (Micrurus), Mambas (Dendroaspis) und australischen Giftnattern:

- Kompressions-Immobilisations-Methode: Betroffene Extremität mit geringem Druck bandagieren, sodass lediglich Lymphgefäße und kleine Venen abgedrückt werden; dann bandagierte Extremität mit Schiene ruhig stellen.

- Druckstellen beim Anlegen der Schienung durch Polsterung vermeiden

Die Verwendung eines Extraktors zum Aussagen eines Teils des injizierten Giftes sofort nach dem Biss hat begrenzte Wirkung. Gebrauchsanweisung beachten! Das Aussaugen der Bißwunden mit dem Mund kann gefährlich sein. Besonders schädliche Auswirkungen haben nach Junghanss u.a. 1996 Wundinzisionen - wie Einschneiden mit Rasierklinge oder Rasterschießapparat -, Eis (Kryotherapie), Injektion oder Installation (= tropfenweises Einbringen) von Substanzen - wie Kaliumpermanganat.

Giftspritzer von Speikobras (Hemachatus, einige Naja-Arten) in den Augen sind durch sofortige Augenspülung und Waschen der Schleimhäute mit viel sauberem Wasser zu beseitigen. Hautspritzer sind gründlich abzuspülen.

Transport des Patienten zur Rettungsstelle

- schnellstmögliche Beförderung des Gebissenen zur nächstgelegenen sachkundigen Rettungsstelle

- Vermeidung jeglicher körperlichen Anstrengung des Patienten

- Informierung des behandelnden Arztes über Artzugehörigkeit der Schlange und Zeitpunkt des Bisses.


Aufgrund der unterschiedlichen Ansichten zu Behandlungsmaßnahmen muß der Serum-Depot Berlin e.V. eine Haftung für die Folgen einer möglichen Fehlbehandlung ablehnen. Seine Mitglieder haben direkten Zugang zu einer Rettungsstelle mit kundigem medizinischen Personal sowie zu den dort deponierten Antiseren.

Achtung ! Humanmediziner, die sich mit den Behandlungsmöglichkeiten von Bissen giftiger Schlangen näher befassen wollen, verweisen wir auf folgende Publikation:

Junghanss, T.; Bodio, M.: Notfall-Handbuch Gifttiere. Georg Thieme Verlag, Stuttgart-New York. 1996


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